Buch des Monats November 2025:
"DES RITES POUR LA VIE" (G. RINGLET)
Seit mehreren Jahrzehnten ist der Monat Oktober für die katholische Kirche in Belgien ein statistischer Weckruf. Dann werden die Zahlen der sonntäglichen Messebesucher, der Taufen, der Trauungen und der kirchlichen Bestattungen veröffentlicht. Und diese sind von Jahr zu Jahr alarmierender. Der Abwärtstrend scheint unumkehrbar. Als letzte noch relativ stabile Bastion brechen nun auch die kirchlichen Bestattungen ein. Dass diese Entwicklung selbst die kirchlichen Entscheidungsträger kaum noch schockt, zeigen deren nichts (und dennoch alles...) sagenden, an Banalität manchmal kaum zu überbietenden Kommentare. Man hat sich mit der Situation abgefunden und verweist auf die zunehmende Zahl von Erwachsenentaufen, die zwar durchaus erfreulich ist, momentan aber eine Randerscheinung im kirchlichen Leben bleibt.
Der Lütticher Diözesanpriester Gabriel Ringlet, der viele Jahre als Professor und Vize-Rektor an der Katholischen Universität Löwen tätig war, ruft zu einer völlig anderen Betrachtungsweise auf. In seiner jüngsten Veröffentlichung - die zur Zeit leider nur in französischer Sprache vorliegt - plädiert er für eine "offene Ritualisierung des Lebens". Wie eine Ehe "fern jeder Kirche" einsegnen? Wie Riten zelebrieren mit Menschen, die das Leben gebeutelt hat und die mit einem "lieben Gott" nichts mehr anzufangen wissen? Wie einen rituellen Abschied feiern mit jemanden, der sich dafür entschieden hat, freiwillig aus dem Leben zu scheiden? Mit anderen Worten: wie die traditionelle Sakramentenpastoral der katholischen Kirche anpassen und fruchtbar machen in einem kirchenfernen, ja kirchenfeindlichen Biotop?
Wie so oft geht Ringlet - um Papst Franziskus zu zitieren - konsequent an die Ränder des katholischen Universums und manchmal darüber hinaus. Denn es geht in erster Linie um Trost und Zuspruch,
die Jede und Jeder sucht und braucht.