Weltoffen aber nicht beliebig, werteorientiert aber ohne Scheuklappen

Buch des Monats: 

Juli 2024

        

 

 


HABEN UND NICHT-HABEN

 

Wenn heute jemand behauptet, es habe noch nie so wenig Armut auf der Welt gegeben als in unserer Zeit, hat er objektiv recht, aber wahrscheinlich auch einen Shitstorm am Hals. Es ist in der Tat nicht zu bestreiten, dass die Welt immer reicher wird. 

Aber: nicht allen geht es besser. Die viel zitierte Schere zwischen reich und arm klafft immer weiter auseinander. Diese Tatsache nimmt Branko Milanovic, Professor an der City University of New York und ehemaliger leitender Ökonom der Forschungsabteilung der Weltbank, zum Anlass zu fragen, ob der Kapitalismus zwangsläufig zu Ungleichheit führt. Mit Kompetenz und Augenzwinkern geht Milanovic weit in die Vergangenheit zurück und zeigt auf, wie sich die Begriffe von Gleichheit und Ungleichheit über die Jahrhunderte verändert haben. Wir erfahren, dass der Römer Crassus (nicht zu verwechseln mit Krösus) unendlich reicher war als Bill Gates, aber eben in einer anderen Epoche und unter anderen Umständen, die zwar vergleichbar, aber eben nicht gleich sind.

Weitere Fragestellungen aus Milanovics Buch sind besonders zukunftsweisend. Der Anteil der immer wieder in Kommentaren erwähnten Mittelschicht, welche die Hauptlast der gesellschaftlichen Ausgaben schultert, liegt weltweit bei 13 %. Ihre Kaufkraft ist global gesehen gering und die meisten ihrer Angehörigen leben in Asien. Warum wird dann in Europa so viel über sie geredet? Wird China das Jahr 2048 erleben oder, bedingt durch den krassen Gegensatz zwischen der boomenden Ostküste und dem Westen, dessen wirtschaftliche Lage sich seit den 1990er Jahren kontinuierlich verschlechtert, destabilisiert werden?

 

Dieses Buch fesselt von der ersten bis zur letzten Seite!