Quelle Wikipedia
Autor des Monats Oktober 2025:
HANNAH ARENDT
Vor 50 Jahren verstarb in New York City im Alter von 69 Jahren eine der bedeutendsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts. Bis heute wird sie für ihren kämpferischen Mut, ihren politischen Scharfsinn und ihre Weltoffenheit bewundert und verehrt. In einer Zeit als Frauen an den Universitäten noch Ausnahmeerscheinungen waren, studierte und promovierte die in einem jüdischen Elternhaus in Hannover Geborene bei Geistesgrößen wie Martin Heidegger, Edmund Husserl und Karl Jaspers, vor denen sie jedoch nicht in Ehrfurcht erstarrte, sondern die sie vielmehr durch die Weite und Konsequenz ihres Denkens und Handelns tief beeindruckte. Nach einer kurzzeitigen Verhaftung durch die GESTAPO emigrierte sie im Juli 1933 über Karlsbad und Genf nach Paris, wo sie als Sozialarbeiterin jüdische Familien betreute. Nachdem das NS-Regime sie 1937 ausgebürgert hatte, blieb sie mehr als ein Jahrzehnt staatenlos.
1951 erhielt sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Seitdem verstand sie sich als Teil dieses Landes, dessen Verfassung sie mündlich und schriftlich vehement verteidigte. Hier war sie fortan als Journalistin und Hochschullehrerin tätig und veröffentlichte bahnbrechende Studien zur politischen Philosophie. Sie legte ebenso großen Wert auf ihre Arbeit als Historikerin. Arendt vertrat mit großem Engagement das Konzept der "Pluralität" im öffentlichen Raum und stand der repräsentativen Demokratie deshalb eher kritisch gegenüber. In ihren Veröffentlichungen bevorzugte sie eindeutig Rätesysteme oder Formen direkter Demokratie. Das brachte ihr viel Zustimmung und noch mehr Gegnerschaft ein. Oft wurde ihre Zivilcourage mit Unnachgiebigkeit verwechselt. Die Entlarvung der Entnazifizierung Westdeutschlands als Formsache und ihre Berichte über den Eichmannprozess brachten viele gegen sie auf. Andererseits wurden ihr zahlreiche Ehrungen zuteil, denn obwohl sie sich in Vielem ein Leben lang treu blieb, war sie auch stets bereit einen Neuanfang zu wagen. Als man sie fragte, wo sie denn politisch stünde, antwortete sie schlicht: "Ich weiß es nicht und habe es nie gewusst." Ihr 1951 erschienenes und vier Jahre später ins Deutsche übersetzte Buch über "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft" gilt noch immer als ein Klassiker der philosophischen Geschichtsschreibung.