Weltoffen aber nicht beliebig, werteorientiert aber ohne Scheuklappen


Autorin des Monats Februar 2025:

ETTY HILLESUM

 

Amsterdam, 1941: eine jüdische Intellektuelle, geboren am 15. Januar 1914 im niederländischen Middelburg, beginnt ein Tagebuch. Es endet im November 1943 mit ihrem Tod im Konzentrationslager Auschwitz. Am 7. September 1943 war Etty (Esther) mit ihren Eltern - dem Gymnasialdirektor Dr. Louis Hillesum und der gebürtigen Russin Rebecca Bernstein - sowie einer ihrer Brüder dort eingetroffen. Die junge Frau hatte 1932 an der Universität Amsterdam ein Jura- Studium begonnen und es einige Jahre später mit dem Master- Diplom abgeschlossen. Danach hatte sie ein Studium der Slawistik aufgenommen, das sie nach der Besetzung der Niederlande durch Hitler- Deutschland 1940 abbrechen musste. Im Februar 1941 lernte sie den deutschen Emigranten Julius Spier kennen, einen Psychoanalytiker, der ihr im Rahmen einer Therapie zur Führung eines Tagebuchs riet. Im Juli 1942 meldete Etty Hillesum sich freiwillig für eine Arbeit in der "Sozialen Versorgung der Aussiedler" im niederländischen Durchgangslager Westerbork, von wo aus den Transporten der niederländischen Juden nach Auschwitz gingen. Hier widmete sie sich mit großer Hingabe den Schwächsten und beeindruckte Viele, die ihr begegneten, durch ihre "leuchtende Persönlichkeit". Ein ihr von Freunden angebotenes Untertauchen lehnte sie bis zum Schluss mit der Begründung ab, sie wolle "das Schicksal ihres Volkes teilen."Kurz vor ihrem Abtransport übergab sie ihre Tagebücher und Briefe einer Freundin mit der Bitte um Veröffentlichung. Diese wurde nach 1945 ins Werk gesetzt. Sie offenbart das Bild einer hochbegabten, lebensvollen und leidenschaftlichen Frau. Mit der zunehmenden Einschränkung ihres äußeren Lebensraums weitete sich ihr geistiger und religiöser Horizont zu einem erschütternden, aber auch hoffnungsvollen Plädoyer für Solidarität, Nächsten-, Feindes- und Gottesliebe, das mittlerweile in 17 Sprachen übersetzt worden ist.